Montag, 2. Januar 2012

Axel Sanson


Niemand kann ein 300 Meter langes schwimmendes Schiff ignorieren, aber dessen Erscheinung kann so verändert werden, dass man sich über seine Grösse, seine Geschwindigkeit und seine Richtung täuscht und so eine mögliche Bedrohung minimiert. Deshalb werden Schiffe, Flugzeuge und Fahrzeuge mit Tarnanstrich bemalt. Was nicht versteckt werden kann, wird verschleiert, Gezeigtes wird nicht offenbar. Wir alle tarnen uns, indem wir Bilder von uns projezieren, Bilder die sich überlagern, ändern und unser Gegenüber beeinflussen. Das «Narrenschiff» ist ein Synonym für diese multiplen Bilder unserer unterschiedlichen «Ichs», die wir, während wir sie zeigen, auch widersprüchlicherweise versuchen zu verstecken. Besonders sichtbar sind diese Projektionen in der Ästethik des Internets, der blogs und sozialen Netzwerke, wo sie in oft hausbackener Art eine verschleierte Bildsprache aus unpräzisen Profilen, Attitüden und Stereotypen schaffen, die schon deswegen problematisch ist, da sie sich aus Jugendlichkeit, Weiblichkeit und vermeintlicher Unschuld nährt. Bei den Arbeiten der Serie « Narrenschiff » aus dem Jahre 2011 kombiniert Axel Sanson diese Projektionen von Verführung, Unschuld, Unruhe, zufälligen Begegnungen der Wirklichkeit mit neurotischen Vorstellungen, und wirbelt sie, wie im einem griechisch-römischen Mysterienspiel, wild durcheinander.